Martin Grothkopp
Ich wurde im Jahr 1986 in Dresden geboren. Aufgewachsen bin ich in Dresden-Gorbitz, in einem Neubaugebiet, umgeben von vielen jungen Familien. Fast jeden Tag habe ich mit meinem Bruder und den anderen Kindern im Hof gespielt, getobt und allerhand Blödsinn gemacht. Da auch die Freizeitaktivitäten mit meinen Eltern sehr vom Sport geprägt waren, war es nur eine logische Konsequenz von meiner Mutter mich bei einem Sportverein in der Nähe anzumelden. Sie wollte meine Energie in „geregelte Bahnen“ lenken und schrieb mich in der Abteilung Leichtathletik ein.
„Die Leichtathletik“
Am Anfang ging ich zweimal in der Woche zum Training und es machte mir sehr viel Spaß. Schnell stellten sich die ersten Erfolge auf lokaler Ebene ein und das Feuer in mir entfachte. Der Traum, einmal bei Olympischen Spielen dabei sein zu dürfen, wurde geboren.
Mit zunehmendem Alter wurde das Training intensiviert und professionalisiert. Ich nutzte die Chance und wechselte nach der Grundschule auf das Sportgymnasium. Hier war es möglich Schule und Sport ideal zu vereinen. Die weitere Spezialisierung ließ mich meine spätere Disziplin, den 400m Sprint, finden und ich wechselte zum Dresdner SC.
Unter meiner damaligen Trainerin, Erika Falz, entwickelte ich mich kontinuierlich weiter und konnte 2004 erstmalig den Deutschen Meistertitel über 400m im U20-Bereich feiern. Dies qualifizierte mich für meinen ersten Einsatz in der Deutschen Nationalmannschaft bei den U20-Weltmeisterschaften. Im selben Jahr absolvierte ich noch das Abitur und ging den dualen Karriereweg mit dem Start des Diplomstudiengangs der Wasserwirtschaft an der TU Dresden. Schon früh setzte ich somit auf ein zweites Standbein neben dem Sport.
In den kommenden Jahren etablierte ich mich in der deutschen Spitze im Nachwuchsbereich und konnte auch den Übergang zu den Erwachsenen meistern. So gewann ich 2009, eher überraschend, den Deutschen Meistertitel über 400m mit meiner Bestzeit von 45,94 sec und durfte damit bei der Heim-WM in Berlin die Deutsche 4x400m Staffel anlaufen.
Die Motivation an diese Erfolge anzuknüpfen ist natürlich riesig, aber das birgt auch immer Gefahren des Übersteuerns. So kam es, dass ich mich in den folgenden Jahren häufig verletzte und nie wieder an meine Leistung anknüpfen konnte. Ich stand am Scheideweg: Aufhören und dank des parallel absolvierten Studiums ins Berufsleben starten oder etwas Anderes probieren? In diesem Moment kam die Anfrage von David Friedrich (Bruder von Francesco Friedrich), ob ich nicht mal den Bobsport ausprobieren möchte.
„Der Bobsport“
Ich nutzte die Chance. Mit viel Ehrgeiz, Köpfchen und Fleiß arbeitete ich mich in der neuen Sportart hoch und stand ab 2014 im Stammteam von Francesco Friedrich. Die ersten internationalen Erfolge ließen auch nicht lange auf sich warten und so schien es die richtige Entscheidung gewesen zu sein, auf dem Weg einmal an Olympischen Spielen teilnehmen zu können.
Leider warf mich eine schwere Fußverletzung infolge eines Bobunfalls im Winter 2015/16 zurück. Es war nicht klar, ob ich je wieder schnell Anschieben könnte. Dank einer super ärztlichen sowie physiotherapeutischen Betreuung und einem klasse Team vor Ort, gelang es mir mich wieder zurück zu kämpfen und noch in derselben Saison wieder im Weltcup zu starten.
Wir als Bobteam Friedrich und ich als Teil dieses Teams, entwickelten uns in den folgenden Jahren stetig weiter und etablierten uns damit in der absoluten Weltspitze. 2017 gewannen wir erstmalig den Weltmeistertitel im 4er Bob. Gestärkt durch die jüngsten Erfolge und unsere Erfahrungen der letzten Jahre, konkretisierte sich mein Traum von den Olympischen Spielen: Eine Teilnahme reichte nicht mehr, eine Medaille sollte her, möglichst die Goldene.
„Der Olympische Traum“
Ohne einen Weltcup im 4er Bob gewonnen zu haben, reisten wir zu den Olympischen Spielen nach Pyeongchang. Nachdem Francesco und Thorsten bereits in einem packenden Rennen die Goldmedaille im 2er Bob geholt hatten, wollten wir dies natürlich gemeinsam im 4er Bob wiederholen. In meinen kühnsten Träumen hatte ich mir ausgemalt, dass es sehr entspannt wäre, wenn wir bei unseren 4 Rennläufen jeweils 1/10 Vorsprung auf die Verfolger rausfahren würden. Wo ich das her hatte?
Keine Ahnung aber genau so kam es dann auch! Wir wurden Olympiasieger mit über einer halben Sekunde Vorsprung aber entspannt war das dennoch nicht, eher hoch emotional!
Unter Anderem darüber berichte ich gerne mehr.
Da war er nun also der Olympiasieg, der Traum eines jeden Leistungssportlers und nun? Viele berichten über ein mentales Loch, eine Leere. Bei mir fühlte es sich eher nach Unbesiegbarkeit an, ich verspürte extreme Zufriedenheit und die Lust jetzt richtig Geschichte zu schreiben. Ich glaube dem gesamten Team ging es so, denn in den folgenden Jahren wurden wir noch professioneller und zielstrebiger. Das Ergebnis waren extrem erfolgreiche Jahre mit etlichen Weltcupsiegen und weiteren Weltmeistertiteln.
Auch durch immer neue Hindernisse und Herausforderungen hatte und habe ich nie das Gefühl, Ziele aus den Augen zu verlieren oder Motivation suchen zu müssen. Jeder Rückschlag bietet für mich die Chance sich weiter zu entwickeln und zu wachsen.
„Wir müssen einmal mehr aufstehen als wir
hinfallen!“
[W. Churchill]
Vita - Lebenslauf & Erfolge